Ich weiß nicht wie viele Bücher über die Fertigung von Zigarren geschrieben worden sind. Es sind unzählige, und jetzt kommt schon wieder einer, der über den Tabakanbau schreibt. Obwohl sich die Experten streiten, ob es nun 222 oder 292 händische Arbeitsschritte sind, die man von der Aussaat der Keimlinge bin hin zum fertigen Produkt benötigt, werde ich versuchen, Ihnen nur die meines Erachtens wichtigsten Punkte des Tabakanbaus zu beschreiben. Es gibt es bereits eigene Pflanzen, die COROJOS, die Speziell für Deckblätter verwendet werden. Bei normalen Plantagen aber werden die Blätter wie folgt verwendet: Die LIGERO-Blätter von der Spitze sind am aromatischsten, da sie in Reaktion mit der Sonne Öle bilden. Die SECO-Blätter aus der Mitte sind leichter und mit ausgewogenen Aroma. Die Volado-Blätter vom Fuße der Pflanze werden einerseits auf Grund Ihrer sehr guten Brandeigenschaften als Deckblatt verwendet, die nicht so perfekten Blätter nimmt man hingegen als Einlage um mehr Masse zu bekommen. Wie überall kommt es natürlich auf das richtige Mischverhältnis an. CAPA ist der cubanische Ausdruck für Deckblatt, CAPOTE für das Umblatt.
Zuerst werden die Keimlinge in Saatbeeten angebaut und nach einer Zeit von ca. 35 Tagen in die Tabakfelder eingesetzt. Etwa achtzig bis neunzig Tage nach der Aussaat beginnt die COSECHA – das Pflücken – und dauert insgesamt zwanzig bis vierzig Tage. Die Blätter werden in diesem Zeitraum von oben nach unten von Hand gepflückt. Nach dem Pflücken und
dem ersten Sortieren kommen die Blätter zum Trocknen in die Trockenschuppen. Dort werden sie in Bündel von 50 bis 100 mit Nadel und Faden auf Stangen, den sogenannten CUJES aufgehängt, hochgezogen - damit die Luftzirkulation gewährleistet ist - und ca. 45 bis 60 Tage dem Trocknungsprozess überlassen. Danach werden die Stangen abgebaut, die Fäden durchschnitten, die Blätter abgenommen und nach Arten sortiert gebündelt.
Nun kommen die Bündel zur Fermentation. Hierzu schichtet man die Tabakblätter auf ca. ein Meter hohe Haufen, die mit Jute abgedeckt werden. Die Blätter enthalten genug Feuchtigkeit, um die Fermentation in Gang zu bringen. Die Wärme wird genau kontrolliert und darf 33 Grad Celsius nicht übersteigen
. Die erste Fermentation dauert ca. 35 bis 40 Tage. In dieser Zeit verfärben sich die Blätter gleichmäßig. Dann werden die Haufen abgetragen, damit die Blätter auskühlen können und in das Sortierhaus –
ESCOGIDA – zum Vorsortieren und Entrippen gebracht.
Bei der zweiten Fermentation werden die Deckblätter mit klarem Wasser, die Einlageblätter mit einer Mischung aus Wasser und Tabaksaft angefeuchtet. In den BURROS, den ca. 2 Meter großen Haufen, befinden sich Thermometer zur genauen Kontrolle. Die zweite Fermentation dauert ungefähr 60 Tage und während dieser Zeit darf die Temperatur 43 Grad nicht übersteigen. Bei sehr guten Zigarren gibt es auch noch eine dritte Fermentation. Bei der Fermentation scheiden die Blätter übrigens nicht nur Ammoniak aus, auch der Säure-, Teer- und Nikotingehalt ist durch diesen Prozeß wesentlich geringer, als bei Zigarettentabaken.
Nach den Fermentationen werden die Blätter in rechteckige Ballen – den TERCIOS – mit Palmrinden umwickelt gepackt und kommen so in die Fabriken oder Lagerhäuser. Diese Fermentations- und Selektionsverfahren sind zwar sehr langwierig und kompliziert, haben aber für das Aroma der fertigen Zigarre enorme Bedeutung. Nach dem Anliefern und dem Öffnen der TERCIOS werden die Blätter befeuchtet um sie für die Weiterverarbeitung elastisch zu machen, entrippt und nochmals sortiert. So kommen die verschiedenen Bestandteile über die Sammelstelle zum Zigarrenroller, dem TORCEDOR. Der Torcedor nimmt zwei bis vier Einlageblätter und rollt sie in die zwei Hälften des Umblattes ein. So entsteht die sogenannte Puppe. Nun wird diese in hölzerne Formen gepreßt. Die herausragenden Enden werden mit dem halbmondförmigen Messer der CHAVETA abgeschnitten. Nachdem auch das Deckblatt mit der Chaveta passend zugeschnitten wurde, legt der Torcedor die gepreßte Puppe schräg auf das Deckblatt und roll sie darin so ein, daß sich die Ränder überlappen. Am Schluß wird aus dem Deckblattresten ein rundes Stück zugeschnitten und auf die Spitze geklebt. Nur bei den allerbesten Zigarren wir die Kappe jedoch durch das Zusammendrehen des Deckblattendes gebildet ( FLAG CAP) Für den Genuß der Zigarre ist entscheidend, wie sie gemacht ist. Hat sie zu wenig Einlage, so zieht sie gut, brennt jedoch zu schnell und wir dadurch heiß. Hat sie zuviel Einlage, so zieht sie schlecht und wirkt verstopft. Der Volksmund behauptet, es braucht mindestens 10 Jahre Erfahrung, um ein guter Torcedor zu werden. Nach der Fertigung werden die Zigarren noch einer Qualitätskontrolle unterzogen (Länge, Ringmaß etc.) und teilweise testgeraucht.
Zu sogenannte Halbrädern ,den MEDIAS RUEDAS zusammengebunden, werden sie in luftdichte Ausrächerkammern gebracht, um eventuelle Schädlinge zu vernichten. Nach der Vakuumkammer kommen die Zigarren für ca. 3 Wochen in spezielle Kühlkammern – die ESCAPARATES. Dies nimmt der Zigarre die überschüssige Feuchtigkeit und beendet jegliche Fermentation. Jetzt wird nochmals nach Farbe sortiert und anschließend verpackt. Bei der Verpackung in Kisten zu 25 Stück werden die Zigarren mit einer Bauchbinde versehen und die dunkelste Zigarre liegt links in der Kiste. Bei Kabinett Verpackungen zu 50 Stück werden keine Bauchbinden verwendet. Jede Kiste wird mit der staatliche grünen Banderole versiegelt, am Boden die Aufschrift HECHO en CUBA und Totalmente a mano aufgedruckt. Unter dieser Aufschrift befindet sich auch der unten beschriebene Zigarrencode, der Fabrik und Herstellungsdatum bezeichnet.
Es gibt mittlerweile mehrere verschiedene Zigarrencode die auf den Kubanischen Kisten aufgedruckt sind und das Verpackungsdatum und die Fabrik, in der die Zigarren hergestellt wurden, verraten.
Der seit Anfang 2000 gültige Code ist:
Monat / Deutsch | Monat / Spanisch | Abkürzung | Jahr |
Jänner | ENERO | ENE | 2000 = 00 |
Februar | FEBRERO | FEB | 2001 = 01 |
März | MARZIO | MAR | 2002 = 02 |
April | ABRIL |
ABR |
2003 = 03 |
Mai | MAYO | MAY | 2004 = 04 |
Juni | JUNIO | JUN | 2005 = 05 |
Juli | JULIO |
JUL | 2006 = 06 |
August | AGOSTO | AGO | 2007 = 07 |
September | SETIEMBRE | SET | 2008 = 08 |
Oktober | OCTUBRE | ACT | 2009 = 09 |
November | NOVIEMBRE | NOV | 2010 = 10 |
Dezember | DICEMBRE | DIC | 2011 = 11 |
Beispiel: AGO01 = August 2001, ENE02 = Jänner 2002
Einige Fabriken verwendeten von Mitte 1999 bis Ende 2000 eine neuen Code, dieser wurde aber nicht von allen Fabriken übernommen
Monat / Jahr | Aufdruck | |
Mai 1999 | EPOO | |
Juni 1999 | ESOO | |
Juli 1999 | EUOO | |
August 1999 | EAO | |
September 1999 | EOOO | |
Oktober 1999 | LEOO | |
November 1999 |
LLOO | |
Dezember 1999 | LROO |
Von Anfang 1999 bis Mitte 2000 wurde folgender Code eingeführt:
N | E | T | A | G | I | D | O | C | U |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 |
Zuerst wird das Jahr dann das Monat bezeichnet
Beispiel COUG = CO (1998) / UG (05) Mai 1998
Die neuen Fabrikscode lauten:
Fabriken in La Havanna:
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Vor 1999 galt folgender Datumscode:
N I V E L A C U S O
1 2 3 4 5 6 7 8 9 0
Hier wurde zuerst das Monat und dann das Jahr bezeichnet:
NNSC = NN (November) SC ( 97) = November 1997
Briones MONTOTO (Früher Romeo y Julieta) | BM | ||
Carlos Balino (früher El Rey de Mundo) | CB | ||
El Laguito | EL | ||
Por Larranaga | FL | ||
Franciso Perez German (früher Partagas) | FPG | ||
Fernado Roig (früher La Corona) | FR | ||
Heroes del Moncada | HM | ||
Jose Marti (früher Upmann) | JM | ||
Lazaro Pena ( mehrere Fabriken in San Antonio) | TPL | ||
Fabriken in Cienfuegos | CFGS | ||
Fabriken in Pinar del Rio | PR | ||
Sancti Spiritus | SS | ||
Villa Santa Clara (mehrere Fabriken) | VSC | ||
Granma (Fabriken in Bayamo) | TTB | ||
Fabriken in Holigiun | TTH |
Die großen Firmen in La Habana präsentieren im allgemeinen den gleichen Tabak in verschiedenen Nuancen. Die Behandlung des Blattes, die Fermentation und anderer Einflüsse können verschiedene Farben und mehr oder weniger kräftige Aromen ergeben. Es gibt auch Tabake, die von Anfang an dunkler und kräftiger sind als andere, Tabake also, in denen sich die Natur unmittelbar ausdrückt. Es gibt sehr viele verschiedene Farbbezeichnungen, hier nur die wichtigsten.
Bezeichnung | Farbe | Anmerkung | |
OSCURO | Schwarz | Sehr ausgeprägter Geschmack, wenig Duft, nicht sehr weit verbreitet | |
MADURO | Schwarzbraun | Kräftiger Tabak – für geübte Raucher | |
MADURO COLORADO |
Dunkelbraun | Mittelkräftig, guter Duft | |
COLORADO | Mittelbraun | Kräftig – Mehr Duft als bei Maduro | |
COLORADO CLARO |
Hellbraun | Leichter als Colorado | |
CLARO | Tabakbraun Tabakgelb |
Wegen Ihres Aromas die beliebteste unter den leichten Zigarren | |
DOUBLE CLARO |
Grün | Sehr leicht – in Amerika heiß begehrt |
Auch bei den Formaten gibt es eine Unmenge verschiedener Bezeichnungen. Hier die gängigsten:
Format | Abmessungen | z. B. in Östereich erhältlich |
Panatella | Zwischen 10 und 17 Zentimeter Länge und zwischen 1 und 1,4 cm Durchmesser | Cohiba Panatella |
Tres Petit Corona | Maximal 11 cm und bis zu 1,6 cm Durchmesser |
Dunhill Caletas |
Petit Corona | Bis zu 12,5 cm lang und bis zu 1,6 cm Durchmesser | Montecristo No. 4 |
Robusto | 12 bis 13 lang und ca. 2 cm dick | Cohiba Robusto |
Corona | 14 – 15 cm lang und zwischen 1,5 und 1,7 cm dick | Montecristo No. 3 |
Corona Grande | In der Länge wie Corona nur etwas dicker (bis zu 1,6 cm) | Macanudo Hyde Park |
Figurado Belicoso |
Oft auch als Torpedo bezeichnet. Von 14 bis 20 cm lang und bis zu 2,1 cm dick. Bei den gängigeren Zigarren ist der Kopf bis zu 2,1 cm dick und das Mundstück verkürzt. Es gibt jedoch auch Zigarren die vorne und hinten verkürzt sind. | Bolivar Belicoso / Montecristo No 2 |
Lonsdale | Bis 16 cm lang und ca 1,6 cm Durchmesser | Petrus NO. II |
Gran Panatella | Bis zu 19 cm lang und bis 1,5 cm Durchmesser | Macanudo Portofino |
Churchill | Zwischen 17 und 19 cm lang und zwischen 1,7 und 1,9 cm Durchmesser | Romeo y Julieta Churchill |
Double Corona | Länge über 19 cm und 2 cm Durchmesser | Hoyo de Monterrey Double Corona |
Especiales / Gran Corona / Gigantes |
Mit einer Länge von 23 bis 24 cm und einer Breite von 2 cm die Königin der Zigarren | Georg Hamilton Lord H |
Premium Longfiller Zigarren:
Immer wieder werde ich gefragt, was genau eine Premium Longfiller Zigarren ist. Diese Zigarren zeichnen sich durch folgende Punkte aus:
A: Die Zigarre besteht aus 100 % Tabak. Das heißt, daß im Gegensatz zu vielen maschinengefertigeten Zigarren auch das Umblatt aus ganzen Tabakblättern besteht und nicht aus einem Gemisch von ca. 80 bis 90 % Tabak und einer homogenisierenden Masse, die zuerst zu einer Art Papierrolle verarbeitet und dann maschinell um die Einlage gewickelt wird.
B: Die Einlage besteht aus ganzen Blättern, daher auch der Ausdruck Longfiller.
C: Die Zigarre ist komplett mit der Hand gefertigt.
Der Ausdruck PUROS hingegen bedeutet, daß alle Teile der Zigarre (Filler, Umblatt, Deckblatt) aus einem Land kommen.
Handgemacht oder nicht, das ist hier die Frage:
Leider gibt es ein Gesetz welches zuläßt, daß auch teilweise maschinengefertigte Zigarren mit dem Aufdruck Totalmente a mano zu versehen. Dies geschieht dann, wenn Filler und Umblatt zwar mit der Maschine, das Deckblatt aber mit der Hand gerollt wurde. Beispiele: Romeo y Julieta Tubos No. 1 und No. 2, La Flor de Cano Selectos und Preferidos, Quinteros Nationales, Troya etc. Diese Zigarren zeichnen sich meist durch einen, für eine cubanische Zigarre relativ günstigen Preis aus (zwischen ATS 30,- und ATS 70,-).